Das Seminar bot einen ersten Einstieg in die Religionsethnologie. Im Fokus des Seminars stand die wissenschaftliche Auseinandersetzung über die Aktualität und die Grenzen von Victor Turners Ritualtheorie anhand der Untersuchung zeitgenössischer Praktiken neuer religiöser Bewegungen.
Die Reise zum „Zentrum da draußen“ ist für Turner ein zentraler Aspekt der Pilgerreise (Tuner 1973). Der Wunsch nach spiritueller Selbsterfahrung, innerer Glückseligkeit und der Hoffnung auf Heilung von Leid oder Krankheit sind für „Suchende“ Hauptmotive und definieren somit religiös/spirituelle Praktiken wie Pilgern bis hin zum Praktizieren von Yoga.
Als Einstieg wurden im Seminar Turners mittlerweile klassischen Konzepte der Communitas und der Liminalität (Van Gennep 1960[1909]) betrachtet, die nach wie vor wichtig für das Verständnis zeitgenössischer ritueller Praktiken der Selbsttransformation sind.Anhand von ethnographischen Fallbeispiele wurden die Praktiken untersucht, die den Zusammenhang zwischen kommerzieller Pilgerfahrt, spiritueller (Heil-)Erfahrung und touristischer Vermarktung von Yoga als Körpertechnik beleuchten. Bei der Erörterung dieser Beispiele wurde ein besonderes Augenmerk auf die postkoloniale Dimension von „spiritual, but not religious“- Gemeinschaften (Lucia 2020) und Konzeptionen von Spiritualität gelegt.
Empfohlene Literatur zur Einführung:
- Lucia, Amanda J. 2020. White Utopias: The Religious Exoticism of Transformational Festivals. Oakland: University of California Press.
- Turner, Victor 1973. The Center out There: Pilgrim's Goal. History of Religions 12(3): 191-230.
- Van Gennep, Arnold 1960[1909]. The rite of passage. London: Routledge.