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Performance Anthropology

Inszenierung einer Masken-Performance von Kölner Studierenden.
Inszenierung einer Masken-Performance von Kölner Studierenden.

Im Seminar "Methoden der visuellen Anthropologie und Theaterethnologie" (Prof. Dr. Pelican, WiSe 12/13) haben die Studierenden sich mit der performativen Umsetzung ethnographischen Materials vertraut gemacht. Angelehnt an Edith und Victor Turners Arbeiten zur Ethnologie der Performanz haben Studierende der Ethnologie eine Masken-Performance inszeniert, die durch die Maskentänze des Kameruner Graslands inspiriert wurde. Durch das körperliche Nacherleben der Performanz wurde den Teilnehmenden ein tiefergehendes Verständnis des Rituals ermöglicht, als es die bloße Lektüre ethnologischer Studien ermöglicht. 

Zur Nachempfindung des Maskentanzes wählte jede/r Studierende eine bestimmte Rolle: Die eines Maskentänzers, die Verkörperung der Gefahr, eine Jokerposition, eines Musizierenden oder die Zuschauerrolle. Videos einer Kameruner Aufführung, persönliche Erfahrungen und Fähigkeiten, aber auch ethnographische Arbeiten von Nicholas Argenti stellten die Ressourcen dar, aus denen sich die studentische Performanz speiste. Zur Vorbereitung wurden praktische Übungen aus dem Improvisationstheater wie auch Erklärungen und Einweisungen durch einen Kameruner Experten einbezogen. Der Kameruner Wissenschaftler Dr. Jonathan Ngeh übernahm selbst die Königsrolle.

Das von Edith und Victor Turner beschriebene communitas-Moment stellte sich während der Aufführung tatsächlich ein: Studierende erhielten so im Durchleben des Rituals einen verstehenden Zugang zu einem abstrakten theoretischen Konzept. Am kompliziertesten gestaltete sich die Zuschauerrolle: Die Partizipierenden hatten mangels klarer Handlungsanweisungen zunächst Schwierigkeiten, ihren Platz in der Aufführung zu gestalten.

Dokumentation

Documentary short by Michaela Pelican and Nikolaus Greil, 5:31 min.
'Performing Ethnography': Cameroonian masked performance enacted by anthropology students of the University of Cologne as part of the course on methods of visual and theatre anthropology, 2013. 

Auszüge aus Studierendenarbeit zum Reenactment der Masken-Performance

In einem ersten Schritt legten wir fest, welche ethnographische Erfahrung der Übung zugrunde liegen soll. Es ging mir darum, eine bisher unbekannte Erfahrung erlebbar zu machen. Da wir das Ritual möglichst authentisch nachstellen wollten, benötigten wir einige Requisiten. So ließen sich einige Stoffe für Kostüme besorgen, ebenso Instrumente, Fußrasseln und Holzmasken.

Weil uns das Detail wichtig war, das die Maskentänzer verhüllte Gesichter haben, fertigte ich aus Stoff Säcke, die man sich über den Kopf stülpen konnte. Da Maskentänzer anonym, als Wesen einer anderen Welt auftreten und ihre ursprüngliche Identität nicht mehr gilt, sollten auch unsere Maskentänzer nicht mehr erkennbar sein. Masken sind widersprüchliche Wesen. Man kann sich nicht sicher sein, ob sie böse Absichten haben oder von einer höheren Macht besessen sind. Dieses Gefühl sollten auch die Teilnehmer kennenlernen.
Daneben planten wir den Auftritt einer Clown-Maske: ein Tänzer, der überwiegend zur Unterhaltung des Publikums beiträgt. Diese Rolle sollte ein männlicher Seminarteilnehmer übernehmen, der mit Frauenkleidern und einer langhaarigen Perücke ausgestattet wurde. Als ein Höhepunkt des Rituals sollte die Maske Nkock auftreten. Um dieses Kostüm wirklich furchteinflößend zu gestalten und bei den Teilnehmern das Gefühl der Angst nachvollziehbar zu machen, entschieden wir uns dafür, die Maske in einen westlichen Kontext zu setzen. Ich besorgte eine Scream-Maske und ein schwarzes Gewand. Zusätzlich lieh ich mir eine Kinder-Puppe. 

Unsere Maskentänzer versuchten von Beginn an Stimmung zu verbreiten und gaben mit den Instrumenten und ihren Fußrasseln den Rhythmus vor. Zusätzlich half Frau Pelican mit ihrer Erfahrung dem Publikum dabei, die richtigen Bewegungen zu finden und leitete hin und wieder bestimmte

Tanzschritte an. Teilweise waren die Masken unterhaltsam und freundlich, teilweise nahmen sie recht forsche und bedrohliche Rollen ein, sodass das Publikum vor ihnen zurückwich. Während die Tänze im Gange waren, zog ich mich zurück und legte in einer verborgenen Ecke mein Kostüm für Nkock an. Ich befestigte die Seile an meinen Beinen und schnürte die Puppe auf meinen Rücken. Anschließend schritt ich langsam auf die Gruppe zu. Die Scream-Maske und das Überraschungsmoment taten ihre Wirkung: Teilweise reagierten die Teilnehmer mit unsicherem Lachen, teilweise wirklich erschrocken. 

Zwar hat die Performanzübung verdeutlicht, dass das totale Durchleben der Situation in diesem Rahmen nicht möglich war, jedoch sind wir meiner Meinung nach auf dem Weg dorthin schon sehr weit gekommen. Es ging mehr darum, kleine Momente zu erzeugen und eine körperliche Erfahrung zu erreichen. Dies haben wir meiner Ansicht nach umgesetzt. Die größte körperliche Erfahrung durchlebten sicherlich die Tänzer. Aber auch beim Publikum gab es das temporäre Gefühl der Teilnahme an einem Ritual und der Angst, bzw. Unsicherheit. Ebenso wurde zeitweise ein Communitas-Gefühl erreicht.

Tabea Schiefer

 

As a spectator, I found it initially difficult to get into my role but as time went on it became easier. The music created by the dancers and the video of such a festival projected on the wall, helped me to get into the atmosphere of the event and I was able to try and imagine how it would be like to experience such an event in reality. The costumes were also very important and the roles played out by the dancers were both amusing and effective. Towards the end, I regretted not being a dancer myself as their performances were so good and they appeared to be really enjoying themselves. I also associated the feeling of being uncomfortable at the beginning to when I go to music festivals. At the beginning, I always need time to find my place and take in my surroundings before I too can participate. From that perspective, I could say that my feeling of uneasiness was natural and part in parcel of being a spectator. Some of us appeared to become more quickly involved in the performance than others and we all had our own reaction to the dancers, thus one could say that the role of the spectator was also as individual as the various roles of the dancers. 

Reading the literature beforehand was also beneficial in understanding what the dance was about. The costumes e.g. the cowry shells worn by one of the dancers and the fact that the king sat in front related to the text we had read and it was easier to try and imagine the history of the people. It also made me think about the real spectators’ impressions in Cameroon. I also think that with my association of the experience to a music festival I lost the unfamiliar feeling that I would associate with an African festival in general. In other words, I was able to relate better to the situation and not see the experience as foreign.

Eileen O’Riordaan